
Trotz sinkender Temperaturen Gefahr durch Waldbrände in Spanien nicht gebannt

Trotz sinkender Temperaturen keine Entwarnung bei den Rekord-Waldbränden in Spanien: Im Kampf gegen die Flammen sei die Gefahr noch lange nicht gebannt, warnte am Dienstag Regierungschef Pedro Sánchez. "Es bleiben kritische Momente, es bleiben schwierige Stunden." Innerhalb von 24 Stunden hatten die Brände zuvor weitere 30.000 Hektar Land zerstört.
Sánchez äußerte sich bei einem Besuch in der besonders schwer betroffenen Region Extremadura im Westen des Landes. Er rief seine Landsleute auf, weiter "äußerste Vorsicht walten zu lassen". Die Wachsamkeit dürfe nicht nachlassen. Angesichts der Brände im Land hatte Sánchez am Sonntag einen "nationalen Pakt" gegen den "Klimanotstand" angekündigt.
Seit einer Woche lodern in Spanien mehrere große Brände: in den nordwestlichen Provinzen Zamora und León, in der galicischen Provinz Ourense und in der westlichen Provinz Cáceres und in der Region Extremadura an der Grenze zu Portugal. Tausende Einwohner wurden aus dutzenden Dörfern evakuiert, mehrere Hauptverkehrsachsen sind gesperrt. Der Zugverkehr zwischen Madrid und Galicien wurde eingestellt.
Wie Satellitendaten am Dienstagmorgen zeigten, wurden innerhalb von 24 Stunden weitere 30.000 Hektar Land zerstört. Damit fiel eine Fläche in der Größe von 42.000 Fußballfeldern im Westen des Landes den Flammen zum Opfer. In der bislang schlimmsten Waldbrandsaison Spaniens verbrannten damit nach Angaben des europäischen Waldbrand-Informationssystem Effis seit Jahresbeginn bereits 373.000 Hektar Land - so viel wie nie zuvor innerhalb eines ganzen Jahres.
Die Brände waren am Dienstag zwar noch lange nicht gelöscht, kühlere Temperaturen zum Ende einer 16-tägigen Hitzewelle mit Temperaturen von 45 Grad ließen jedoch auf eine baldige Eindämmung der Feuer hoffen: Die Höchsttemperaturen seien um zehn bis zwölf Grad gesunken, während die Luftfeuchtigkeit gestiegen sei, erklärte Nicanor Sen von der Regionalregierung in Kastilien und León. "Diese Veränderungen erleichtern und verbessern die Bedingungen, um die Brände unter Kontrolle zu bringen", sagte Sen dem Sender TVE.
Bewohner der von den Waldbränden getroffenen Provinz Ourense äußerten sich derweil frustriert über den Fortschritt der Löscharbeiten. "Hier ist niemand aufgetaucht", sagte die 42-jährige Patricia Vila im Dorf Vilamartin de Valdeorras der Nachrichtenagentur AFP. "Kein einziger verdammter Hubschrauber, nicht ein Flugzeug ist gekommen, um Wasser abzuwerfen und die Lage etwas zu beruhigen."
Die Spuren der Flammen waren derweil in weiten Teilen der Provinz sichtbar: zerstörte Häuser, aschebedeckte Wälder und schwarz verbrannter Boden. Dichter Rauch zwang die verbliebenen Bewohner zum Tragen von Atemschutzmasken. Während Feuerwehrleute die Flammen bekämpften, versuchten zahlreiche Einheimische in kurzen Hosen und T-Shirts mit Wasserschläuchen und Eimern zu helfen.
Durch den Tod eines Feuerwehrmanns war die Zahl der Todesopfer am Montag in Spanien auf insgesamt vier gestiegen. Im Nachbarland Portugal kam ebenfalls ein Feuerwehrmann ums Leben, zuvor war bereits ein Mensch durch die Brände getötet worden.
In Portugal wurden in diesem Jahr bereits 216.000 Hektar Land verbrannt. Das Land hält den europäischen Rekord für Brandschäden: Im Jahr 2017 waren durch Feuer 563.000 Hektar Land in Portugal zerstört worden, durch die Flammen starben 119 Menschen.
L.Herrero--HdM