
Armee Guinea-Bissaus: Situation nach Schüssen in Hauptstadt unter Kontrolle

Nach Schusswechseln und Zusammenstößen in Guinea-Bissau über Nacht ist in der Hauptstadt Bissau Angaben der Armee zufolge wieder Ruhe eingekehrt. "Die Situation ist komplett unter Kontrolle", sagte ein Sprecher des Generalstabs, Jorgito Biague, der Nachrichtenagentur AFP am Freitag. Der Kommandeur der Nationalgarde, Oberst Victor Tchongo, sei "in unseren Händen", fügte der Sprecher hinzu.
In der Nacht und am frühen Freitagmorgen waren in Bissau Schüsse von Zusammenstößen zwischen der Nationalgarde und den Spezialkräften der Präsidentengarde zu hören, wie ein AFP-Journalist berichtete. Zuvor hatten Soldaten der Nationalgarde zwei Regierungsmitglieder aus dem Gefängnis befreit, die am Donnerstag von der Polizei in Gewahrsam genommen worden waren.
Aus Militärkreisen verlautete, Tchongo habe sich ergeben. Ein vom Militär veröffentlichtes Foto zeigte Tchongo in blutverschmierter Kleidung auf einem Fahrzeug der Armee. Zudem wurde ein Video in Umlauf gebracht, das angeblich acht Gefangene der Nationalgarde in Uniform sowie eine Reihe automatischer Waffen zeigt.
Finanzminister Souleiman Seidi und Finanz-Staatssekretär Antonio Monteiro seien sicher aufgefunden worden, hieß es. Die beiden Männer waren am Donnerstag von der Polizei mehrere Stunden zu einer Geldentnahme von zehn Millionen Dollar (rund neun Millionen Euro) aus der Staatskasse befragt worden, hieß es aus Geheimdienstkreisen.
Bei einer Befragung im Parlament zu dem Sachverhalt hatte Seidi am Montag angegeben, mit dem Geld den nationalen Privatsektor unterstützen zu wollen.
Die beiden waren auf Veranlassung eines vom Präsidenten Umaro Sissoco Embaló ernannten Sonderermittlers in Gewahrsam genommen worden. Die Nationalgarde untersteht dem Innenministerium, das von der Partei PAIGC geführt wird. Die Präsidentengarde untersteht Embaló, der vor fünf Jahren von PAIGC zur Oppositionspartei Madem wechselte.
Mitglieder der Nationalgarde hatten Seidi und Monteiro zunächst an einen unbekannten Ort gebracht, bevor sie sich in einer Kaserne im Süden Bissaus verbarrikadierten. Die Zugangswege zu südlichen Wohngebieten der Stadt wurden abgesperrt, Bewohner flohen Richtung Norden. Die Spezialkräfte schritten nach mehreren ergebnislosen Vermittlungsversuchen ein, hieß es aus Geheimdienstkreisen.
Mitglieder der von der Wirtschaftsgemeinschaft westafrikanischer Staaten (Ecowas) entsandten Stabilisierungsunterstützungstruppe für Guinea-Bissau patrouillierten am Freitag in den Straßen der Hauptstadt, wie ein AFP-Journalist berichtete. Die Sicherheitsvorkehrungen vor öffentlichen Gebäuden wurden verstärkt.
Präsident Embaló ist derzeit auf Reisen im Ausland. Er nimmt an der UN-Klimakonferenz in Dubai teil.
Guinea-Bissau leidet unter chronischer politischer Instabilität. Seit der Unabhängigkeit von Portugal im Jahr 1974 kam es in dem westafrikanischen Land zu einer Reihe von Putschen und Putschversuchen - zuletzt im Februar 2022.
M.Soler--HdM