
Zehn Schleuser wegen Todes von vier Migranten in Lille vor Gericht

Zehn mutmaßliche Schleuser, unter ihnen acht Afghanen, stehen im nordfranzösischen Lille wegen des Todes von mindestens vier Migranten im Ärmelkanal seit Montag vor Gericht. Die vier Toten zählten zu einer Gruppe von knapp 50 Migranten, die im Dezember 2022 die gefährliche Überfahrt von Frankreich nach Großbritannien angetreten waren.
Nach Angaben der Ermittler hatte es beim Aufpumpen des Bootes einen Knall gegeben, der auf ein Leck hindeutete. Die Schleuser hätten den Menschen aber erklärt, dass sie sich keine Sorgen machen müssten - und dass kein anderes Boot verfügbar sei.
Die Gruppe sei bei eiskalten Temperaturen und hoher See gestartet, es habe nicht genügend Rettungswesten für alle gegeben. Nach einer Weile habe das Boot Luft verloren und sei gekentert. Rettungskräfte konnten 39 Menschen retten, vier wurden tot geborgen, vier weitere blieben vermisst.
Neun der Angeklagten müssen sich wegen fahrlässiger Tötung verantworten, zwei von ihnen wegen Geldwäsche. Einige der Angeklagten hatten nach Ansicht der Staatsanwaltschaft die Passagiere in einem der Migrantenlager an der Küste ausfindig gemacht, andere hätten den Transport zum Abfahrtsort organisiert oder das Geld eingesammelt.
Seit 2018 hat die Zahl der Überquerungen des Ärmelkanals mit Booten massiv zugenommen, da die Kontrollen von Lastwagen immer weiter verschärft wurden waren. Bei dem bislang schlimmsten Unglück im November 2021 waren 27 Menschen ums Leben gekommen. Seit Anfang des Jahres sind es bereits 15 Tote.
Nach Angaben des britischen Innenministeriums haben in diesem Jahr bereits mindestens 12.500 Migranten den Ärmelkanal nach Großbritannien überquert. London versucht seit Jahren, die Einreise von Migranten über den Ärmelkanal zu verhindern - unter anderem durch härteres Vorgehen gegen Schleuser und eine engere Zusammenarbeit mit französischen Behörden.
Viele Migranten wollen von Frankreich aus nach Großbritannien weiter, weil sie dort bereits Verwandte oder Freunde haben, Englisch sprechen und hoffen, sich dort eine neue Existenz aufzubauen.
E.Nieto--HdM