
Präsident: Mindestens 75 Verletzte bei Protesten in Peru

Bei gewaltsamen Protesten in Perus Hauptstadt Lima sind nach Angaben des peruanischen Übergangspräsidenten José Jerí mindestens 75 Menschen verletzt worden. Bei 55 der Verletzten handele es sich um Polizisten, die übrigen 20 seien Zivilisten, erklärte Jerí am Mittwoch (Ortszeit) im Onlinedienst X. Jerí war erst vor knapp einer Woche als Staatschef Perus ernannt worden, nachdem Präsidentin Dina Boluarte vom Parlament abgesetzt worden war.
Tausende Demonstranten versammelten sich in der Nähe des Kongressgebäudes in Lima. In Arequipa, Cusco, Puno und anderen peruanischen Städten gingen Menschen ebenfalls gegen die Regierung auf die Straße. Es habe ein "hohes Maß an Gewalt, Beschädigung öffentlichen Eigentums und Angriffen auf Polizisten" gegeben, sagte der Polizeikommandant Óscar Arriola dem Radiosender RPP. Drei Demonstranten seien festgenommen worden. Menschenrechtsorganisationen äußerten sich zunächst nicht zu der Anzahl verletzter Demonstranten. Übergangspräsident Jerí verurteilte die Gewalt einer "kleinen Gruppe" von Demonstranten, die eine "friedliche Demonstration" unterwandert habe.
Peru durchlebt derzeit eine tiefgreifende politische Krise. Boluarte war bereits das siebte peruanische Staatsoberhaupt seit 2016 - und das dritte, das vom Kongress abgesetzt wurde. Zu den Protesten am Mittwoch hatten verschiedene gesellschaftliche Gruppen bereits vor Boluartes Absetzung aufgerufen, um ihre Unzufriedenheit mit der politischen Klasse zum Ausdruck zu bringen.
Boluarte war am vergangenen Freitag vom peruanischen Parlament ihres Amtes enthoben worden. 118 von 130 Abgeordneten stimmten für ihre Absetzung. Sie sei "dauerhaft moralisch ungeeignet", die Regierung des Landes zu führen, hieß es in einem der Anträge auf Amtsenthebung gegen Boluarte. Die nun abgesetzte Staatschefin hatte am 7. Dezember 2022 das Amt übernommen - als Nachfolgerin des ebenfalls abgesetzten und inhaftierten linksgerichteten Staatschefs Pedro Castillo.
Boluartes Präsidentschaft wurde von massiven Protesten überschattet, die die Polizei mit Gewalt niederschlug. Menschenrechtsorganisationen zufolge kamen hunderte Menschen dabei ums Leben, die Staatsanwaltschaft ermittelt deswegen sowie wegen zwei weiterer mutmaßlicher Straftaten gegen sie.
Übergangspräsident Jerí hatte am Dienstag ein neues Regierungskabinett vereidigt. Gegen den neuen Staatschef gingen in Lima auch feministische Organisationen auf die Straße. Jerí war im Dezember 2024 wegen einer mutmaßlichen Vergewaltigung angezeigt worden, die sich ereignet haben soll, als er noch Abgeordneter war. Im August war die Anzeige der Staatsanwaltschaft zufolge aus Mangel an Beweisen zu den Akten gelegt worden.
V.Cortes--HdM