
Warnecke zu Enhanced Games: "Maximal bedenklich"

Der frühere Schwimm-Weltmeister Mark Warnecke hat kein Verständnis für den Entschluss von Marius Kusch, ins Lager des ausdrücklich von Doping unterstützten Leistungssports zu wechseln und bei der Premiere der Enhanced Games 2026 zu starten - und denkt bereits an mögliche Folgen. "Mich würde interessieren, ob das noch eine Krankenkasse mitmacht", sagte der Mediziner im SID-Gespräch und fügte süffisant hinzu: "Vielen Dank für deine Prämie, die kannst du in deine Krankenkasse zahlen, sonst hast du keine mehr."
Medizinisch sei das Konzept der Enhanced Games jedenfalls "maximal bedenklich", sagte der 55-Jährige und äußerte eine drastische Prognose: "Auf Dauer wird der eine oder andere auf der Strecke bleiben, im wahrsten Sinne des Wortes."
Kusch (32) hatte am Mittwoch als erster Deutscher angekündigt, bei den Enhanced Games im kommenden Mai in Las Vegas zu starten. Bei dem Event ist den Aktiven die vorherige Einnahme von leistungssteigernden und im etablierten Spitzensport verbotenen Mitteln erlaubt. Bei der Premiere mit Wettbewerben in der Leichtathletik, im Schwimmen und Gewichtheben schütten die Macher um den australischen Initiator Aron D'Souza pro Wettbewerb ein Gesamtpreisgeld von 500.000 US-Dollar aus, für den ersten Platz gibt es jeweils 250.000 US-Dollar. Hinzu kommen Antrittsgelder sowie Prämien für Weltrekorde.
"Der Sport", schrieb Kusch am Mittwoch bei Instagram, "hat mir nie die finanzielle Sicherheit gegeben, um mir eine Zukunft aufzubauen. Diese Realität war immer eine Herausforderung. Jetzt möchte ich für meine Familie sorgen. Die Enhanced Games sind eine Gelegenheit dazu. Zum ersten Mal kann ich auf einer Bühne antreten, die Athleten fair belohnt."
Warnecke, der 2005 im Alter von 35 Jahren völlig überraschend den WM-Titel über 50 m Brust gewonnen hatte, hält dies für "zu kurzfristig gedacht für so ein junges Leben, so doof kann man gar nicht sein." Selbst mit einer Prämie von einer Million Dollar hätte man "keine Basis" angesichts der anzunehmenden Folgekosten, gab der Mediziner zu bedenken.
Zudem wies er darauf hin, dass die Konkurrenz in jeder Disziplin groß sein werde - und womöglich entschlossen, über die medizinisch beaufsichtigte Mitteleinnahme hinaus zu dopen und damit weitere Risiken einzugehen. Das große Problem sei, "dass die ganz Dummen mit dem Motto 'Mehr ist Mehr' und ohne Rücksicht auf ihre Gesundheit tatsächlich auch dadurch kurzfristig Vorteile kriegen können."
Der langjährige Aktivensprecher des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) sorgt sich um die Wirkung der Veranstaltung. Es sei "eine kritische Entwicklung. Die Gefahr besteht, dass der ganze Sport dahinrücken kann. Wenn das der Leistungssport werden sollte, dann ist das Thema für meine Kinder erledigt."
U.Miranda--HdM