
Kommissarin: EU drängt auf UN-Plastikabkommen - "aber nicht um jeden Preis"

Bei den zähen Verhandlungen über ein UN-Abkommen gegen Plastikmüll hat EU-Umweltkommissarin Jessika Roswall zu mehr Anstrengungen für eine Einigung aufgerufen. "Die EU ist zu einer Einigung bereit, aber nicht um jeden Preis", sagte Roswall am Dienstag in Genf - zwei Tage vor dem geplanten Ende der Gespräche. Es sei an der Zeit, das Abkommen abzuschließen.
"Wir mögen Plastik (...) und wir werden es auch weiter brauchen", sagte Roswall. "Allerdings mögen wir Plastikverschmutzung nicht und es ist an der Zeit, der Plastikverschmutzung so schnell wie möglich ein Ende zu setzen."
Der dänische Umweltminister Magnus Heunicke bezeichnete die Verhandlungen als "extrem schwierig". Die EU wolle jedoch eine Einigung erzielen, die "so ehrgeizig wie möglich" sein solle. Heunicke forderte "Kompromisse" und "Verhandlungen", sonst sei eine Einigung nicht möglich.
Die Konferenz in Genf hatte Anfang vergangener Woche begonnen und soll noch bis Donnerstag dauern. Bei den Bemühungen um ein Abkommen bremsen vor allem erdölproduzierende Staaten, welche die Ausgangsstoffe für Plastik liefern. Sie stehen ehrgeizigeren Nationen, darunter die EU-Staaten, gegenüber, die auf eine verbindliche Einigung drängen.
Die Verhandlungen in Genf folgen auf die gescheiterten Gespräche im südkoreanische Busan vom vergangenen Dezember. Diese Gespräche hätten eigentlich bereits die letzte Verhandlungsrunde für ein Plastikabkommen sein sollen. An der nun stattfindenden Konferenz in Genf nehmen 184 Länder teil, auch Nichtregierungsorganisationen sind vertreten.
Plastikmüll sorgt weltweit für massive Umweltverschmutzungen. Mikropartikel des Kunststoffabfalls treten auch im menschlichen Köpfer auf. Derzeit werden jährlich mehr als 400 Millionen Tonnen Plastik produziert, die Hälfte davon für Einwegprodukte. Weniger als zehn Prozent des Plastikmülls wird recycelt. Bis 2060 könnte sich die Plastikproduktion Schätzungen zufolge verdreifachen.
W.Hidalgo--HdM