
Mutmaßlicher Drohnenangriff auf Gaza-Flotte: Spanien und Italien entsenden Schiffe

Nach Augenzeugenberichten über erneute Drohnenangriffe auf eine Gaza-Hilfsflotte im Mittelmeer haben Italien und Spanien nach eigenen Angaben Kriegsschiffe zu deren Schutz entsandt. Laut Italiens Verteidigungsminister Guido Crosetto war am Mittwochnachmittag bereits eine Fregatte für "mögliche Rettungsmaßnahmen" unterwegs, der spanische Regierungschef Pedro Sánchez kündigte den Einsatz eines Schiffs an. Die Organisatoren der sogenannten Global Sumud Flotilla (GSF) hatten zuvor einen erneuten Drohnenangriff vor Griechenland gemeldet, die UNO forderte eine Untersuchung.
Bei dem Vorfall vor der griechischen Küste sei es zu mehr als einem Dutzend Explosionen gekommen, erklärten die pro-palästinensischen Aktivisten in der Nacht zu Mittwoch in Online-Netzwerken. Auf das Deck der Schiffe gefallene "unidentifizierte Objekte" hätten Schäden verursacht.
Die Aktivisten machten Israel verantwortlich. "Israel eskaliert gefährliche Angriffe", erklärten sie. Sie warten Israel den "Einsatz von Spreng- und Brandvorrichtungen, die absichtliche Ausbringung chemischer Substanzen auf zivilen Schiffe" sowie Versuche vor, die Boote seeuntüchtig zu machen. Israel gefährde damit die über 500 Aktivisten an Bord der Flotte.
Zu den prominentesten Mitgliedern der Flotte zählt die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg. Diese sagte in einem auf Instagram veröffentlichten Interview, die "Einschüchterungstaktik" werde die Aktivisten nicht aufhalten. "Wir segeln friedlich in internationalen Gewässern. Wir haben keine Waffen. Wir haben Lebensmittel, Babynahrung, medizinische Hilfsgüter und Wasser dabei."
Italiens Verteidigungsminister Crosetto erklärte, er habe "zur Unterstützung der italienischen Staatsbürger auf der 'Flotilla'" mit Regierungschefin Giorgia Meloni gesprochen und den sofortigen Einsatz der Mehrzweckfregatte "Virginio Fasan" der italienischen Marine genehmigt.
Der spanische Ministerpräsident Sánchez sagte, die spanische Marine werde ein Schiff entsenden, um "sicherzustellen, dass unsere Bürger bei Bedarf gerettet und nach Spanien zurückgebracht werden können". Seine Regierung sei "besorgt".
Zuvor hatte Italiens Außenminister Antonio Tajani Israel dazu aufgerufen, die Sicherheit der Flotte zu gewährleisten und darauf verwiesen, dass sich mehrere italienische Staatsbürger, darunter Parlamentarier, an Bord der Schiffe befinden.
Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni äußerte derweil Kritik an der Besatzung der Flotilla. "Es ist nicht notwendig, sich in ein Kriegsgebiet zu begeben, um Hilfsgüter in den Gazastreifen zu liefern, die die italienische Regierung und die zuständigen Behörden innerhalb weniger Stunden hätten liefern können", sagte Meloni am Rande der UN-Generaldebatte vor italienischen Journalisten. Die Fahrt der Flotilla sei "sinnlos, gefährlich und unverantwortlich".
Eine Sprecherin der EU-Kommission sagte mit Blick auf die Angriffe: "Die Freiheit der Schifffahrt nach internationalem Recht muss gewahrt bleiben. Das ist von größter Bedeutung. Daher sind Angriffe, Drohnenangriffe, Beschlagnahmungen oder jegliche Gewaltanwendung gegen die Flottille nicht akzeptabel".
Die UNO forderte nach dem Vorfall die Aufnahme von Ermittlungen. "Es muss eine unabhängige, unparteiische und gründliche Untersuchung der gemeldeten Angriffe und Belästigungen durch Drohnen und andere Objekte geben", erklärte der Sprecher des UN-Menschenrechtsbüros, Thameen Al-Kheetan.
Die griechische Küstenwache teilte der Nachrichtenagentur AFP mit, ein Patrouillenboot der EU-Grenzschutzagentur Frontex habe sich einem Schiff genähert und "keine Anzeichen von Schäden" feststellen können. Die Crew der Flotte habe zudem gesagt, sie benötige keine Hilfe.
Israel seinerseits betonte, es werde der Flotte nicht gestatten, das umkämpfte palästinensische Gebiet zu erreichen. "Israel wird Schiffen nicht gestatten, in eine aktive Kampfzone einzudringen, und keine Verletzung der rechtmäßigen Seeblockade zulassen", teilte Außenministeriumssprecher Oren Marmorstein AFP mit.
Er rief die Aktivisten auf, die Hilfsgüter zum nahe gelegenen israelischen Hafen Aschkelon zu bringen, damit sie von dort "umgehend und gewaltfrei in den Gazastreifen weitergeleitet werden können".
Bereits im Juni und Juli hatte Israel zwei Versuche von Aktivisten unterbunden, Hilfsgüter auf dem Seeweg in den Gazastreifen zu bringen. Die israelische Armee stoppte die beteiligten Schiffe, nahm die Besatzungen fest und verwies sie des Landes.
Die Gaza-Hilfsflotte war Anfang September in Barcelona in See gestochen und will Hilfsgüter in den von Israel abgeriegelten Gazastreifen bringen. Die Flotte besteht derzeit aus 51 Schiffen, von denen sich die meisten vor der Küste der griechischen Insel Kreta befinden.
Bereits bei einem Zwischenstopp in Tunesien hatte es nach Angaben der Organisatoren zwei mutmaßliche Drohnenangriffe auf die Flotte gegeben.
O.Pardo--HdM