
"Hybrider Angriff": Erneut Drohnen über dänischen Flughäfen

Die dänische Regierung spricht von einem "hybriden Angriff", der Angst schüren solle: Über mehreren Flughäfen des EU- und Nato-Landes sind erneut Drohnen unbekannter Herkunft gesichtet worden. Es handele sich offensichtlich um "das Werk eines professionellen Akteurs", sagte Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen am Donnerstag. Die Nato zeigte sich sehr besorgt, Russland wies jede Verwicklung zurück.
Die erneuten Drohnenflüge ereigneten sich in der Nacht zum Donnerstag und damit nur zwei Tage, nachdem über dem Flughafen von Kopenhagen stundenlang mehrere große Drohnen geflogen waren. Betroffen von den neuen Vorfällen waren die Flughäfen Aalborg, Esbjerg und Sönderborg sowie der Luftwaffenstützpunkt Skrydstrup.
"Es besteht kein Zweifel daran, dass alles darauf hindeutet, dass es sich um das Werk eines professionellen Akteurs handelt, wenn wir von einer solchen systematischen Operation an so vielen Orten praktisch zur gleichen Zeit sprechen", sagte Verteidigungsminister Poulsen. Es habe aber "keine direkte militärische Bedrohung" bestanden.
Justizminister Peter Hummelgaard kündigte an, dass Dänemark seine Kapazitäten zur "Erkennung und Neutralisierung von Drohnen" ausbauen werde. "Das Ziel solcher hybriden Angriffe ist es, Angst zu verbreiten, Spaltung zu schaffen und uns zu verunsichern." Es werde derzeit "nichts ausgeschlossen bei der Frage, wer dahinter steckt.
Nato-Chef Mark Rutte sprach von einer "sehr ernsten" Situation. Nach einem Telefonat mit Ministerpräsidentin Mette Frederiksen erklärte er, dass Dänemark und die übrigen Verbündeten "gemeinsam daran arbeiteten, "wie wir die Sicherheit unserer kritischen Infrastruktur gewährleisten können".
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) warnte angesichts der Vorfälle am Donnerstag vor der zunehmenden Gefährdung durch Drohnen. "Wir sind Ziel einer hybriden Bedrohung", sagte er im Bundestag. "Wir sind Ziel von Sabotage und Spionage." Die Bedrohung durch Drohnen sei "hoch" und im Einzelfall auch "konkret". Die Aggression gehe dabei auch von Russland aus.
Moskau wies jede Verwicklung in die Drohnen-Vorfälle in Dänemark zurück. "Es ist offensichtlich, dass es sich bei den gemeldeten Störungen an dänischen Flughäfen um eine inszenierte Provokation handelt", erklärte die russische Botschaft in Kopenhagen. "Die russische Seite weist die absurden Spekulationen über eine Beteiligung an den Vorfällen entschieden zurück."
Dänemark ist in der kommenden Woche Gastgeber eines europäischen Gipfeltreffens, zu dem Staats- und Regierungschefs in Kopenhagen erwartet werden. Über den Flughafen der dänischen Hauptstadt waren am Montagabend stundenlang mehrere große Drohnen geflogen, der Flugverkehr musste vorübergehend eingestellt werden.
Die Vorfälle in der Nacht zum Donnerstag ereigneten sich nun andernorts: Der Flughafen Aalborg im Norden Dänemarks, einer der größten des Landes, wurde wegen der Drohnen geschlossen und erst einige Stunden später wieder geöffnet. Es sei nicht möglich gewesen, die Drohnen abzuschießen, erklärte der Polizeichef von Nordjütland, Jesper Böjgaard Madsen.
Die Polizei von Südjütland teilte mit, dass sie am späten Mittwochabend "mehrere Meldungen über Drohnen-Aktivitäten an den Flughäfen in Esbjerg, Sönderborg und Skrydstrup erhalten" habe. Die Flughäfen Esbjerg und Sönderborg wurden demnach nicht geschlossen, da dort bis Donnerstagmorgen ohnehin keine Flüge geplant waren.
Der Polizei zufolge flogen die Drohnen "mit Lichtern", sie drehten von allein wieder ab. Um welche Art Drohnen es sich handelte, sei noch unklar. Die Polizei erklärte, sie "untersuche den Vorfall in Zusammenarbeit mit dem dänischen Geheimdienst PET und den Streitkräften, um die Umstände zu klären".
Ebenso wie in Kopenhagen hatten auch in Norwegens Hauptstadt Oslo Drohnen-Sichtungen in der Nacht zum Dienstag zu einer vorübergehenden Unterbrechung des Flugverkehrs geführt. Am Mittwochabend wurde dann eine Drohne in einer Flugverbotszone in der Nähe des Flughafens gesichtet, die den Flugverkehr aber laut Behörden nicht beeinträchtigte.
Es sei ein etwa 50-jähriger Mann als Lenker der Drohne identifiziert worden, sagte Staatsanwältin Lisa Mari Lokke der Nachrichtenagentur AFP. Der Mann, der Ausländer sei, sei befragt und seine Drohne beschlagnahmt worden. Zum jetzigen Zeitpunkt "sehen wir keinen Zusammenhang" zu den Vorfällen in der Nacht zum Dienstag, betonte die Staatsanwältin.
In den vergangenen Wochen hatten Polen, Estland und Rumänien Verletzungen ihres Luftraums durch russische Drohnen und Kampfflugzeuge gemeldet. Die Nato wertete dies als gezielte Provokationen Moskaus, der Kreml wies die Vorwürfe zurück.
F.Gallego--HdM